Dienstag, April 28, 2009

Istanbul!
Boah! Nicht nur, dass mich ein Betriebsausflug, sozusagen ein Wandertag, an den Bosporus geweht hat, es war auch eine der beeindruckendsten Städtebekanntschaften, die ich bislang gemacht habe. (... Ratzeburg, Detmold ... äh Berlin, London, Rom, San Francisco). Habe ich aber auch erwartet ;-)
Die Größe der Stadt war schon beim nächtlichen Landeanflug zu erahnen, aber irgendwo müssen die 14 Millionen ja auch hin. Am Weg vom Flughafen nach Galata, wo unser Hotel lag, vermitteln vertraute Leuchtreklamen ein kleines Heimatgefühl und auch das Gewusel auf den Straßen erinnert an den lebhaften und hupreichen Fahrstil z. B. der italiener. Aber je weiter sich die Augen zwischen die Häuser trauen, je tiefer man sich in die kleinen Seitengassen wagt, desto mehr wird deutlich, dass hier auch eine ganz andere Welt lebt.
Ich kann es noch nicht richtig beschreiben, was es ist, aber irgendetwas an der Art der Menschen ist anders als bei uns aber es macht sie zugleich so vertraut und sympathisch. Von kulturellen Unterschieden will ich gar nicht sprechen, weil sie immer kleiner werden, je näher man den Menschen und ihrer Menschlichkeit kommt.
Es sind doch die gleichen Sorgen, wie wir sie haben - nur in verschiedenen Maßstäben. Es sind traurige, abwesende Gesichter darunter, Gesichter aus denen Erschöpfung und Resignation spricht aber es ist auch ein Stolz zu sehen. Berechtigt - in einer Welt zu Leben und zu überleben, die einem nicht so viele Möglichkeiten und doch immer wieder neue Gelegenheiten bietet. (Und das ist nur die naive Beobachtung und Vermutung eines Westeuropäers, der von seinem Staat alles bekommt, was man zum Leben braucht.)
Und gleichzeitig hat diese Stadt den Charme und die erdrückende Größe einer Weltstadt - einer Metropole, die schon so viel Geschichte in sich trägt, dass ihr die Gegenwart nichts mehr anhaben kann.
Tümmler schwimmen zwischen den Kontinenten entlang und verleihen all den Gegensätzen etwas Unwirkliches und Friedliches. Überall stehen Angler und ziehen ihren Lebensunterhalt aus dem Wasser. Katzen überwachen die Stadt aus den Parks, auf den Garagen und Hüttendächern zwischen den alten und immer noch majestätischen Häusern.
Abends nach Sonnenuntergang ist Leben auf der Einkaufstraße wie in Hamburg am langen Samstag. In den Gassen haben sich unzählige Cafes, Kneipen, Bars an die Fassaden geschmiegt und aufs Pflaster gekrallt.
Natürlich reichen die drei Tage kaum, um einen tieferen Eindruck von den Leuten zu bekommen. Aber ich ahne, dass ich bald mal wieder an den Bosporus möchte. Mal mit ein bisschen mehr Zeit eine Fähre rüber nach Asien nehmen und schauen, ob sich das anders anfühlt ;-)

Irgendwie ist Istanbul ja noch ganz in der Nähe, aber dann auch noch so weit weg. Schön und liebenswert ist die Stadt allemal. Wenn Du es zulässt, zeigt sie Dir ihre türkische Seele; aber wenn Du unruhig wirst, hat sie auch immer eine beruhigende europäische Hand für Dich offen.